restaurantkritik
heute mittag mit zwei freunden in der hamburger innenstadt nach nem mittagstisch gesucht. einer der begleiter, genannt „der postler“ weil er seit seinem geschichte und soziologie studium in den neunziger jahren bei der post arbeitet, war für persisch. es gäbe da ein restaurant das sei ihm schonmal aufgefallen, das sei so authentisch. der andere begleiter, besuch aus new york city, war zwar eher für traditionelle deutsche küche (currywurst) aber gab sich geschlagen als auch ich für den perser stimmte.
das restaurant war dann auch volle kanne authentisch: teppiche, tische mit abgesägten beinen und ein 2 meter breiter flachbildschirm mit verzerrtem bild auf dem sone art persisches mtv lief (u.a. ein clip mit einem mann im weissen anzug und toupet der sich singend um ne frau mit herumfuchtelnden giesharznägeln schlängelte) direkt neben unserem tisch. die meiste zeit starrten wir also wie gebannt den bildschirm an und tauschten nur noch das nötigste aus.
als karte gab es eine lieferservice wurfsendung. ich wählte das billigste, irgendwas mit hack und reis für 5,90. die servierdame die aussah wie panaiotis sarikakis aus der lindenstraße liess dies aber nicht durchgehen: dass sei der kinderteller. der für mich zuständige sei der für 7,90. ich gab mich geschlagen und orderte ausserdem eine cola.
der new yorker wählte auch das hackfleisch und weil der postler das lammgericht was draussen angeschlagen war auf der lieferservicekarte nicht finden konnte ging er mit der panaiotis vor die tür um es ihr zu zeigen. panaiotis begleitete ihn anschliessend wieder zurück zur karte und tippte mit spitz gefeiltem nagel auf eines der aufgeführten gerichte. das sei dasselbe. obgleich es offenkundig etwas ganz anderes war (draussen waren es lammstückchen neben reis und salat, auf der karte war es ein teller mit grüner pampe) gab sich der postler aus authentizitätsgründen geschlagen. „merkt ihr, wie authentisch der laden ist? total authentisch!“
zunächst wurde ein teller mit einer halben gemüsezwiebel und einem berg laub aufgetischt. am tellerrand lagen zwei daumennagelgroße würfel ziegenkäse. das laub entpuppte sich bei genauerem ertasten und zerkauen als petersilie. das meiste befand sich zwar schon auf dem besten wege zu trockengewürz aber es ist ja die geste die zählt. „wusstet ihr dass zwiebel total viel vitamin c hat?!“ schwärmte der postler. „ja“ erwiederte der new yorker „bloss bringt es nicht viel weil du das meiste davon wieder ausscheisst“.
der hauptgang bestand bei mir aus zwei riesigen ziemlich flutschigen hackwürsten, einem berg reis auf dem eine packung butter lag und einer verkohlten tomate.
als ich das innere der tomate verspeist hatte und die cola versoffen machte sich jedoch ein leichter flüssigkeitsmangel bemerkbar, ich fragte also nach etwas, was das schlucken erleichtern würde:
„haben sie vielleicht irgendsone leckere soße, sowas schön frisches aus minze und joghurt oder so?“ (inder oder perser ist ja irgendwie alles dasselbe) „ja. ketchup?“ die bedienung sah mich fragend an
„hm. kein joghurt?“
„ok dann bringe ich joghurt und knoblauch“ sagte sie und kam mit einem schälchen bröckeligem sahnejoghurt wieder. den knoblauch hatte sie vergessen. ich kleckste einen löffel joghurt auf meinen teller testete und befand, dass ich eh längst satt war.
mein tischnachbar kämpfte sich derweil mit seiner grünen pampe ab die er sich über den reis gekippt hatte. er offerierte großzügig in die runde: „nehmt ruhig! ist genug für alle da“. es handelte sich um eine art flüssigen spinat mit roten bohnen und sehr weichen fleischklumpen. obenauf schwamm rotes öl. „so ist das eben mit authentischem essen“ filosofierte er „das schmeckt immer erstmal scheisse wenn es fremd ist. das ist eben nicht wie döner der eigentlich ja ne deutsche erfindung ist. man muss sich einfach mal daran gewöhnen.“
der joghurt kostete 3,50 Euro. als die bedienung fragte, wie es geschmeckt hatte, war es mir peinlich zu lügen: „eigentlich ja nicht so gut. aber wir kommen jetzt öfter und gewöhnen uns daran.“
das restaurant war dann auch volle kanne authentisch: teppiche, tische mit abgesägten beinen und ein 2 meter breiter flachbildschirm mit verzerrtem bild auf dem sone art persisches mtv lief (u.a. ein clip mit einem mann im weissen anzug und toupet der sich singend um ne frau mit herumfuchtelnden giesharznägeln schlängelte) direkt neben unserem tisch. die meiste zeit starrten wir also wie gebannt den bildschirm an und tauschten nur noch das nötigste aus.
als karte gab es eine lieferservice wurfsendung. ich wählte das billigste, irgendwas mit hack und reis für 5,90. die servierdame die aussah wie panaiotis sarikakis aus der lindenstraße liess dies aber nicht durchgehen: dass sei der kinderteller. der für mich zuständige sei der für 7,90. ich gab mich geschlagen und orderte ausserdem eine cola.
der new yorker wählte auch das hackfleisch und weil der postler das lammgericht was draussen angeschlagen war auf der lieferservicekarte nicht finden konnte ging er mit der panaiotis vor die tür um es ihr zu zeigen. panaiotis begleitete ihn anschliessend wieder zurück zur karte und tippte mit spitz gefeiltem nagel auf eines der aufgeführten gerichte. das sei dasselbe. obgleich es offenkundig etwas ganz anderes war (draussen waren es lammstückchen neben reis und salat, auf der karte war es ein teller mit grüner pampe) gab sich der postler aus authentizitätsgründen geschlagen. „merkt ihr, wie authentisch der laden ist? total authentisch!“
zunächst wurde ein teller mit einer halben gemüsezwiebel und einem berg laub aufgetischt. am tellerrand lagen zwei daumennagelgroße würfel ziegenkäse. das laub entpuppte sich bei genauerem ertasten und zerkauen als petersilie. das meiste befand sich zwar schon auf dem besten wege zu trockengewürz aber es ist ja die geste die zählt. „wusstet ihr dass zwiebel total viel vitamin c hat?!“ schwärmte der postler. „ja“ erwiederte der new yorker „bloss bringt es nicht viel weil du das meiste davon wieder ausscheisst“.
der hauptgang bestand bei mir aus zwei riesigen ziemlich flutschigen hackwürsten, einem berg reis auf dem eine packung butter lag und einer verkohlten tomate.
als ich das innere der tomate verspeist hatte und die cola versoffen machte sich jedoch ein leichter flüssigkeitsmangel bemerkbar, ich fragte also nach etwas, was das schlucken erleichtern würde:
„haben sie vielleicht irgendsone leckere soße, sowas schön frisches aus minze und joghurt oder so?“ (inder oder perser ist ja irgendwie alles dasselbe) „ja. ketchup?“ die bedienung sah mich fragend an
„hm. kein joghurt?“
„ok dann bringe ich joghurt und knoblauch“ sagte sie und kam mit einem schälchen bröckeligem sahnejoghurt wieder. den knoblauch hatte sie vergessen. ich kleckste einen löffel joghurt auf meinen teller testete und befand, dass ich eh längst satt war.
mein tischnachbar kämpfte sich derweil mit seiner grünen pampe ab die er sich über den reis gekippt hatte. er offerierte großzügig in die runde: „nehmt ruhig! ist genug für alle da“. es handelte sich um eine art flüssigen spinat mit roten bohnen und sehr weichen fleischklumpen. obenauf schwamm rotes öl. „so ist das eben mit authentischem essen“ filosofierte er „das schmeckt immer erstmal scheisse wenn es fremd ist. das ist eben nicht wie döner der eigentlich ja ne deutsche erfindung ist. man muss sich einfach mal daran gewöhnen.“
der joghurt kostete 3,50 Euro. als die bedienung fragte, wie es geschmeckt hatte, war es mir peinlich zu lügen: „eigentlich ja nicht so gut. aber wir kommen jetzt öfter und gewöhnen uns daran.“
schwadroneuse - 25. Aug, 22:11